Der Komet 3I/Atlas überrascht erneut. Neueste Informationen haben ergeben, dass das Objekt Röntgenstrahlung abgibt, die ein Gebiet von 400.000 km um den Kometenkern einhüllt.
Im Sonnensystem können Kometen in Röntgenstrahlen leuchten, was erstmals 1996 bei dem Kometen Hyakutake festgestellt wurde. Dieses Phänomen beruht auf einem eher exotischen Prozess: Wenn das Gas, das den Kometen umgibt, mit geladenen Teilchen der Sonne kollidiert, kommt es zu einer sogenannten Ladungsaustauschreaktion, die charakteristische Röntgenstrahlung freisetzt. Es handelt sich um kosmisches Neon, das dort leuchtet, wo der Eis-Kern des Kometen durch die Sonnenstrahlen zu sublimieren beginnt.
Bei interstellaren Besuchern sieht die Situation jedoch anders aus. Trotz der Untersuchungen der ersten beiden Objekte, die unser Sonnensystem besucht haben, wurde bei ihnen nie Röntgenstrahlung nachgewiesen. Bedeutet das, dass Kometen außerhalb unseres Systems anders aufgebaut sind? Sind andere Welten so verschieden von unserer? Diese Frage beschäftigt Astronomen seit Jahren, bis jetzt.
Die Jagd nach der Strahlung
Die Nachricht über die Entdeckung der Röntgenstrahlung des Kometen 3I/Atlas wurde von der Japanischen Weltraumagentur JAXA bekannt gegeben. Die Durchführung einer solchen Untersuchung stellte eine erhebliche organisatorische und technologische Herausforderung dar. Hier kam der japanische Satellit XRISM (X-Ray Imaging and Spectroscopy Mission) ins Spiel.
Diese Aufgabe war nicht einfach, da Kometen am hellsten leuchten, wenn sie in der Nähe der Sonne sind (im Perihel), und die empfindlichen Instrumente des Satelliten nicht direkt auf unsere Sonne blicken können; sie müssen einen Sicherheitsabstand von mindestens 60 Grad einhalten. Es musste gewartet werden, bis sich der Komet 3I/Atlas im richtigen Zeitfenster befand.
Die Gelegenheit bot sich Ende November. Vom 26. bis 28. November 2025 richtete sich XRISM auf einen Punkt im Sternenbild Jungfrau. Es war ein wahrer Tanz im Orbit. Der Komet 3I/Atlas bewegte sich vor dem Hintergrund der Sterne, sodass der Satellit seine Ausrichtung insgesamt 14 Mal anpassen musste, im Durchschnitt einmal alle drei Stunden, um den rasenden Besucher im Zentrum des Sichtfelds seines Teleskops Xtend zu halten.
Ein zarter, aber deutlicher Schein
Der Aufwand hat sich gelohnt, auch wenn die Ergebnisse weiterhin intensiv diskutiert werden. Nach der Kombination der Bilder und insgesamt 17 Stunden effektiver Belichtung offenbarte sich den Wissenschaftlern ein schwaches, aber deutliches Leuchten.
Die erste Datenanalyse, die schnell im Magazin The Astronomer’s Telegram veröffentlicht wurde, enthüllte ein Röntgenleuchten, das sich über etwa 5 Bogenminuten um den Kometenkern erstreckte. Umgerechnet bedeutet dies eine Wolke mit einem Radius von 400.000 km, was der Entfernung von der Erde zum Mond entspricht. Ein so ausgedehntes Emissionsgebiet lässt sich nicht einfach durch normales Bildrauschen oder optische Fehler erklären. Hier geschieht definitiv etwas Auffälliges.
Es deutet alles darauf hin, dass wir ein Phänomen beobachten, das als Ladungsaustausch (charge-exchange) bezeichnet wird. Das Eis auf der Oberfläche des Kometen verwandelt sich durch die Wärme in Gas und bildet eine Wolke, die den Kern umgibt. Wenn der Sonnenwind, ein Strom geladener Teilchen, die Wolke trifft, kommt es zu heftigen Reaktionen, deren Nebenprodukt die Röntgenstrahlung ist.
Die Komponenten der Röntgenstrahlung scheinen möglicherweise mit Kohlenstoff, Stickstoff und Sauerstoff in einer Form verbunden zu sein, die sich nicht durch normale Hintergrundemissionen, wie z. B. galaktische Röntgenstrahlung oder die Emission der Erdatmosphäre, erklären lässt. Dies stellt einen wichtigen Hinweis dar, dass die beobachtete Emission tatsächlich aus Wechselwirkungen des Kometengases mit dem Sonnenwind resultiert, so der Bericht der Japanischen Weltraumagentur JAXA.
Was kommt als Nächstes?
Dies ist jedoch erst der Anfang. Die vorläufigen Ergebnisse des japanischen Satelliten dienen als Grundlage für andere Observatorien. In den kommenden Monaten könnten wir weitere Informationen darüber erhalten, woraus genau die Materie in anderen Planetensystemen besteht, ohne unseren Orbit um die Erde verlassen zu müssen.
Wenn die Vermutungen über die chemische Zusammensetzung der gasförmigen Hülle des Kometen bestätigt werden, erhalten wir unbezahlbaren Einblick in die Entstehung von Planeten um andere Sterne. Wir warten auf weitere Berichte, denn dieses kosmische Schauspiel geht weiter.









