Der Paläontologe Andrea Cau äußert sich skeptisch über die Fußstapfen von Baunei.
In einer der bekanntesten Szenen von Jurassic Park jagt ein Tyrannosaurus Rex einem Jeep nach und erreicht nahezu die gleiche Geschwindigkeit wie das Auto. Diese Darstellung ist nur eine von vielen inkorrekten Darstellungen von Dinosauriern, und sie findet sich in einem Film, der sich an fortgeschrittenen Theorien dieser Thematik orientiert. Mehr als zweihundert Jahre nach den ersten Fossilfunden bleiben diese faszinierenden prähistorischen Tiere ein Rätsel, das wissenschaftliche Diskussionen und das kollektive Vorstellungsvermögen anregt. Über dieses Thema wurden weltweit Bücher und erfolgreiche Filme veröffentlicht, wobei der Roman von Michael Crichton, der den gleichnamigen Film von Steven Spielberg inspiriert hat, besonders heraussticht.
Andrea Cau, ein in Sardinien geborener Paläontologe, dessen Vater aus Ozieri stammt, hat zahlreichen Studien zu Dinosauriern gewidmet. Sein jüngstes Werk, das kürzlich bei Bollati Berlinghieri veröffentlicht wurde, trägt den Titel „Das Dilemma der Dinosaurier“.
Die Passion für Dinosaurier
„Schon als Kind hatte ich eine große Vorliebe für die Naturwissenschaften“, sagt Cau. „Ich gehöre zu der Generation, die Piero Angelas Dokumentationen folgte. Jedes Mal, wenn ich ein Buch über Dinosaurier fand, war ich überglücklich. Während meines Studiums wollte ich Paläontologe werden; ich machte mein Doktorat und begann, mit verschiedenen Instituten zusammenzuarbeiten. Meine Eltern hofften, dass es mir vergehen würde, aber das ist nie geschehen.“
Das Dilemma der Dinosaurier
Das Thema, das in seinem neuesten Buch behandelt wird, ist stets aktuell und umstritten. „Das Dilemma ergibt sich daraus, dass wir niemals zu 100 Prozent überprüfen können, was wir aus Fossilien rekonstruieren: Ohne lebende Tiere sind absolute Gewissheiten unmöglich“, erklärt Cau.
Ein Wandel im wissenschaftlichen Verständnis
Hat der Vergleich zwischen Artefakten und heutigen Tieren die wissenschaftliche Perspektive grundlegend verändert? „Bis in die 60er und 70er Jahre dachte man, es genüge, Krokodile und Eidechsen zu beobachten. Mit dem, was als ‚Renaissance der Dinosaurier‘ bezeichnet wird, schlug Robert Bakker jedoch eine andere Idee vor: Dinosaurier hatten auch ‚gewinnende‘ Merkmale, die eher den Säugetieren ähnelten.“
Diese Theorie verwandelte die Paläontologie und gewann die Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit. „Die Renaissance der Dinosaurier basierte auf einer richtigen Intuition: Wenn Dinosaurier Millionen Jahre lang die Erde beherrschten, dann war das auf genau diese gewinnenden Eigenschaften zurückzuführen, die für Säugetiere typisch sind. Wir sollten uns vorstellen, dass ihre Biologie denen von Tieren ähnelt, die wir als weiterentwickelt betrachten: Elefanten, Giraffen, Nilpferde, Strauße. Der Fehler dieser Theorie war jedoch, dass diese Intuition fast dogmatisch gemacht wurde, wodurch die Möglichkeit, auch bei Reptilien Elemente zu finden, die den Dinosauriern halfen zu verstehen, völlig ausgeschlossen wurde. Das Ergebnis ist, dass die kollektive Vorstellung sich um nur wenige Modelle drehte: Nach Jurassic Park fällt es vielen schwer, sich Dinosaurier außerhalb dieser darstellerischen Konzeption vorzustellen.“
Die Richtigkeit der Darstellungen in Jurassic Park
Welche Aspekte des ersten Jurassic Park-Films sind korrekt und welche entsprechen nicht der Realität? „Einige Aspekte waren korrekt: Zum Beispiel die Vorstellung, dass riesige Dinosaurier auch an Land leben konnten und einen massiven Körperbau hatten. Andere jedoch nicht. Der Tyrannosaurus rex, der einem Jeep nachjagt, ist einfach unmöglich: Ein so großes Tier hätte nicht solche Geschwindigkeiten erreichen können. Der Velociraptor wird im Film vollständig mit Schuppen dargestellt, aber heute wissen wir, dass er tatsächlich mit Federn bedeckt war. In den 90er Jahren waren diese Fossilien jedoch noch nicht entdeckt worden. Dennoch ist zu erwähnen, dass der erste Jurassic Park ernsthafte wissenschaftliche Beratungen erhielt; die nachfolgenden Filme jedoch nicht. Die letzten Filme sind aus paläontologischer Sicht nahezu vollständig ungenau und sind einfach Fantasiefilme.“
Verwandtschaft zwischen Dinosauriern und Vögeln
Ein fest etabliertes Konzept in der modernen Paläontologie ist die direkte „Verwandtschaft“ der Dinosaurier mit Vögeln. „Ja, wenn wir eine Liste der Verwandtschaft aufstellen sollten, können wir sagen, dass Vögel die Nachkommen der Dinosaurier sind, Krokodile die Vettern und andere Reptilien entfernte Verwandte.“
Die Auswirkung des Asteroiden auf die Dinosaurier
Wäre das Asteroid, das vor 66 Millionen Jahren den Golf von Mexiko traf, nicht eingeschlagen, hätten wir dann heute noch Dinosaurier? „Ich glaube schon“, meint Cau. „Die Ära der Dinosaurier war sehr lang, und wahrscheinlich würden wir sie heute noch sehen, auch wenn sie, aus einer bestimmten Sicht, immer noch existieren, da die Vögel eine Form von ihnen sind.“
Die Größe der Dinosaurier
„Alle Dinosaurier schlüpften sehr klein, denn die größten Eier überschritten nicht die Größe einer Melone. Wahrscheinlich schlüpften einige gefiedert und verloren dann mit dem Wachstum ihre Federn, ähnlich wie bei bestimmten Nashörnern oder Elefanten, die eine Art von Behaarung haben, die sie im Erwachsenenalter verlieren. Es ist möglich, dass Dinosaurier im jungen Alter mehr Hühnern ähnlichen und dann riesig wuchsen und mehr wie Reptilien aussahen.“
Das Thema Baunei und die Fußstapfen
Ein aktuelles Thema aus Sardinien ist der Fund eines Abdrucks in Baunei, Ogliastra, der einem Dinosaurier zugeschrieben wurde. „Ich wurde vor der Pressekonferenz kontaktiert: Man zeigte mir die Fotos und bat um meine Einschätzung. Nach einer Bewertung zusammen mit einem Kollegen, der auf Fußabdrücke spezialisiert ist, äußerte ich meine Skepsis. Meiner Meinung nach handelt es sich nicht um Dinosaurierfüße, sondern eher um Vertiefungen, die durch Regen und Erosion entstanden sind. Es wäre besser gewesen, eine detaillierte Untersuchung durchzuführen, bevor eine Pressekonferenz einberufen und ein Fund verkündet wird.“
Fossilfunde in Italien
Gibt es in Italien viele echte Fußabdrücke? „An der Adriaküste, in Apulien und im Nordosten, gibt es zahlreiche Fußabdrücke, aber der geologische Kontext ist völlig anders. Sardinien hat bislang keinen Beweis für die Existenz von Dinosauriern: keine Fossilien, keine Abdrücke. Das bedeutet nicht, dass in der Zukunft keine Überreste entdeckt werden können, aber im Moment gibt es nichts, was das anzeigt.“
Das Buch von Andrea Cau
Zum Abschluss, was bietet sein Buch dem Leser? „Das Hauptziel ist, Neugier zu wecken. Wir haben viel über dieses Thema verstanden, aber viele Fragen bleiben offen. Das Risiko besteht darin zu glauben, dass die Wissenschaft bereits alles gelöst hat. Das stimmt nicht. Es gibt noch viel zu tun und zu entdecken.“
