In einem Interview mit SWR1 betont der Neurowissenschaftler Martin Korte, wie wichtig es für unser Gehirn ist, ständig Neues zu lernen. Er erklärt, dass das Lernen unser Gehirn fit hält und es mobilisiert. Zudem ermöglicht es dem Gehirn, sich immer wieder aufs Neue zu vernetzen, was zu einem größeren Speicherplatz für künftiges Wissen führt.
Durch das Lernen verlangsamt sich der Alterungsprozess des Gehirns. Ein interessanter Aspekt ist, dass Neugier eine weitere Neugierde weckt: Je mehr Wissen wir erwerben, desto mehr Lust möchten wir auf Lernen entwickeln.
Die Scheu vor Neuem
Trotz dieser Vorteile ist es nicht ungewöhnlich, dass wir Menschen uns oft vor neuen Erfahrungen scheuen. Auf die Frage, ob dies Faulheit ist, antwortet Korte, dass dies sowohl ja als auch nein sei. Das Verlassen einer vertrauten Gewohnheit und das Eingehen auf Neues erfordert erhebliche Anstrengung. Es erfordert das Verlassen des „Autopiloten“ des Denkens und kann ermüdend sein.
Jedoch wird dieser anfängliche Aufwand oft belohnt: Durch das Lernen neuer Zusammenhänge und das Treffen neuer Menschen – vor allem beim Reisen – wird die Neugier befriedigt. Soziale Beziehungen sind ebenfalls eine erholsame Energiequelle. Korte merkt an, dass der erste Schritt jedoch oft der schwierigste ist.
Strategien für leichteres Lernen
Um den gefürchteten inneren Schweinehund zu überwinden, empfiehlt Korte, sich etwas auszusuchen, das bereits eine gewisse Grundlage hat. Der Einstieg ins Lernen wird dadurch erleichtert, da der erste Fortschritt schneller sichtbar wird. Es ist von Vorteil, Tätigkeiten zu wählen, die einem Freude bereiten oder für die man einen praktischen Nutzen sieht.
Ein Beispiel könnte das Lernen einer neuen Sprache sein, insbesondere wenn eine Reise nach Portugal oder Frankreich ansteht. Diese Motivation erhöht die Wahrscheinlichkeit, am Lernen dranzubleiben. Auch das Erlernen eines Musikinstruments wird einfacher, wenn bereits ein gewisses Interesse vorhanden ist, was die Bereitschaft erhöht, in den Lernprozess zu investieren.
Alter und Lernfähigkeit
Eine weitere Frage, die in diesem Zusammenhang aufkommt, ist der Einfluss des Alters auf das Lernen. Korte erklärt, dass jüngere Menschen flexibler lernen, da ihr Gehirn „plastischer“ ist. Dies ermöglicht schnellere und einfachere Vernetzungen im Gehirn. Bei älteren Personen sei das Lernen langsamer, doch strukturiertes Lernen falle ihnen leichter.
Im Alter müssen weniger neue Inhalte erlernt werden. Stattdessen geht es darum, neue Wissenselemente in bestehendes Wissen zu integrieren. Dies bedeutet, dass die älteren Gehirne effizienter arbeiten, da sie auf bestehendem Wissen aufbauen können. William James, der Begründer der Biopsychologie, sagte einmal: „Klugheit besteht auch darin, dass wir wissen, was wir alles übersehen dürfen“, was zeigt, dass ältere Menschen in der Lage sind, weniger relevante Informationen auszublenden.









