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Seismische Aktivitäten in Griechenland
Eine neue Forschung, veröffentlicht im Journal Nature, zeigt einen umfassenden seismischen Kartierungsansatz in Griechenland. „Griechenland, eingequetscht zwischen zwei Kontinenten, wird durch die stetige Bewegung Afrikas gen Norden und Eurasiens gen Süden deformiert“, erklären die Wissenschaftler.
Wissenschaftler des Nationalobservatoriums Athen (NOA) und aus Neuseeland haben systematisch das gesamte Festland von Griechenland kartiert. Dies geschah durch die Nutzung detaillierter Digitaler Höhenmodelle (DEMs) vom griechischen Katasteramt, um aktive seismische Brüche zu erfassen und zu klassifizieren.
Neue Entdeckungen
Das Forschungsteam identifizierte Hunderten neuer Brüche und erfasste bekannte Brüche präziser, was zur Schaffung der AFG (Active Faults Greece) führte. Dies ist die erste umfassende Datenbank aktiver Brüche, die sich ausschließlich auf deren geomorphologisches Erscheinungsbild stützt und im wissenschaftlichen Journal Nature veröffentlicht wurde.
Wie berichtet wird, unterstreichen Dr. John Begg, Dr. Vasiliki Mouslopoulou, Dr. Dave Heron und Prof. Andy Nicol, dass die ausgeprägte Geomorphologie Griechenlands einen kontinuierlichen geologischen Prozess widerspiegelt.
Wichtigkeit der seismischen Kartierung
Das griechische Gefüge verändert sich weiterhin durch aktive seismische Brüche, wovon viele unter Vegetation oder urbanem Umfeld verborgen bleiben. Angesichts der zunehmend auf den Tourismus fokussierten Wirtschaft und dem Ziel, Griechenland zu einem Energie-Hub zu machen, ist ein tieferes Verständnis der Verbreitung seismischer Quellen unerlässlich. Dies erfordert eine detaillierte Kartierung sowohl im terrestrischen als auch im maritimen Bereich.
Die AFG ist die erste landesweite Karte aktiver Brüche, die ausschließlich auf der Morphologie des Geländes basiert, maßstablich konsistent im Verhältnis 1:25.000. Ingesamt werden 3.815 Bruchspuren erfasst, gruppiert in 892 individuelle Brüche, von denen mehr als die Hälfte erstmals kartiert wird.
Charakterisierung der Brüche
Die Daten umfasst auch 35 Oberflächenbrüche, die mit historischen Erdbeben verbunden sind. Jeder Bruch wird als aktiv, möglicherweise aktiv oder unsicher klassifiziert, basierend darauf, wie kürzlich das Gelände deformiert wurde oder ob ausreichende Daten für eine sichere Charakterisierung vorliegen.
Über 2.000 Spuren werden als aktiv und etwa 1.600 als möglicherweise aktiv eingestuft. Die Analyse hat ergeben, dass mehr als die Hälfte der aktiven Brüche die Flussläufe, Sedimentablagerungen und die Grenzen zwischen Gebirgsketten und Tälern direkt beeinflussen.
Einige aktive Brüche bleiben hingegen , aufgrund ihrer Bedeckung durch jüngere geologische Ablagerungen, nicht sichtbar.
Methodologie und technologische Entwicklung
In Bezug auf die Methodologie heben die Wissenschaftler hervor, dass moderne DEMs eine visualisierte Darstellung der Erdoberfläche mit beispielloser Genauigkeit ermöglichen. „Ein DEM ist nicht nur eine Karte; es ist eine dreidimensionale Darstellung der Erdoberfläche, die es erlaubt, Strukturen aufzudecken, die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind“, erklären sie.
Durch spezielle Licht- und Neigungsdarstellungen können geomorphologische Indikatoren, wie die Änderung des Flussverlaufs oder ein Dreiecksfeld an einem Berghang, klare Anzeichen früherer Erdbeben darstellen.
Praktische Anwendungen der Kartierung
Die Kartierung aktiver Brüche hat unmittelbare praktische Anwendungen. Dr. Vasiliki Mouslopoulou, Hauptforscherin am Geodynamischen Institut des NOA, betont: „Das Wissen über die Standorte und Merkmale aktiver seismischer Quellen ist entscheidend für die Planung von Verkehrswegen, Brücken, Dämmen und Energieinfrastrukturen. Die Informationen aus der AFG, kombiniert mit Daten über seismische Aufzeichnungen und geländebezogene Verformungen, können die Modelle zur seismischen Gefährdung des Landes erheblich verbessern.“
Dr. John Begg stellt klar, dass „die Technologie allein nicht ausreicht“. Die Interpretation der DEMs erfordert geologische Expertise, um ein tektonisches Signal von einer Erosionsoberfläche zu unterscheiden. „Die Stärke der AFG liegt in der Kombination moderner Werkzeuge mit jahrzehntelanger geologischer Kenntnis“, so seine Aussage.
Öffentliche Zugänglichkeit der Datenbank
Die AFG-Datenbank ist für die Öffentlichkeit frei zugänglich. Durch eine interaktive Karte können Ingenieure, Forscher und Bürger aktive Brüche in den von ihnen interessierenden Gebieten lokalisieren und Informationen zu deren Merkmalen abrufen.
Beitrag zur nationalen Kartierung
Das Forscherteam ist überzeugt, dass diese Initiative erheblich zu den nationalen Kartierungsbemühungen beitragen wird und ein Modell für andere seismisch aktive Länder darstellen kann, die digitale Topografien zur Identifizierung von Brüchen nutzen wollen.
