Wussten Sie, dass eine Berliner U-Bahnstation heute genauso gut als Kunstgalerie durchgehen könnte? Oder dass beim „Festival of Lights“ auf den Wänden der Hauptstadt plötzlich folkloristische Muster aufpoppen? Berlin mischt urbane Street-Art mit traditionellen Volkskunst-Motiven – ein Trend, der die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart regelrecht aufsprengt. Zeit, einen genaueren Blick zu wagen.
Ungewöhnliche Fusion: Warum ausgerechnet Street-Art und Folklore?
Berlin gilt als Hochburg kreativer Selbstverwirklichung. Hier verschmelzen Trends und Traditionen zu etwas ganz Eigenem. In den letzten Jahren tauchen auf Murals und gesprayten Fassaden immer häufiger Volkskunst-Motive auf: slawische Stickmuster, bunte florale Formen mit Anklängen an Bayrisches, und sogar Elemente aus dem Schwarzwald. Was steckt dahinter?
- Die Sehnsucht nach Identität: Für viele Künstlerinnen und Künstler ist Folklore nicht altmodisch, sondern ein Schatz an Symbolen und Geschichten. Die Verbindung zur Kindheit, den eigenen Wurzeln oder gar einer neu entdeckten Heimat wird auf die Hauswand gebracht.
- Ein Kontrastspiel: Bunte Muster auf grauem Beton, klassische Motive im modernen Stil – das erzeugt Spannung, aber auch Respekt vor Tradition.
- Politische Statements: Volkskunst als Symbol für Vielfalt und Integration, oft in Verbindung mit gesellschaftskritischen Botschaften.

Künstler & Projekte, die Sie kennen sollten
Einer meiner Lieblingsspaziergänge führt durch Kreuzberg. Hier findet man zum Beispiel Werke von „SOBR“, der französische Künstler kreiert Collagen, in denen Trachtenstoffe und Street-Art verschmelzen. Die Berliner Crew „The Weaving Walls“ arbeitet mit traditionellen Stickereimustern, die sie in XXL auf Klinkerwänden verewigen. Selbst auf dem RAW-Gelände gibt es seit Kurzem eine temporäre Installation, bei der ukrainische Petrykiwka-Malerei als Street-Art adaptiert wurde.

So können Sie selbst kreativ werden: Praktische Tipps
- Fotowalks & Skizzenbuch: Unternehmen Sie einen Streifzug durch Viertel wie Friedrichshain, Kreuzberg oder Moabit. Nehmen Sie Ihr Skizzenbuch mit und halten Sie Muster fest, die Ihnen begegnen.
- Workshops für Street-Art & Volkskunst: Verschiedene Einrichtungen, wie die Urban Nation Gallery oder das Stadtmuseum Berlin, bieten regelmäßig Workshops an. Hier können Sie eigene Motive entwerfen oder sich an Tape-Art probieren.
- Zu Hause experimentieren: Drucken Sie klassische Motive (z. B. einfache Kreuzstichmuster) auf Stickerpapier und kombinieren Sie sie mit Collagen aus Magazinen. Bringen Sie Ihre Mini-Kunstwerke auf Ihren Laptop, ans Fenster oder sogar auf die (erlaubte!) Hauswand.
„Wau“-Fakt: Street Art als Bewahrerin von Handwerkskunst
Es mag überraschen, aber einige Street-Artists arbeiten mit traditionellen Handwerkerinnen zusammen. Beispielsweise werden Motive alter Keramik oder Trachten digitalisiert, auf Wände projiziert – und gemeinsam in die Zukunft getragen. So bleibt Volkskunst nicht im Museum, sondern lebt und verändert sich mit der Stadt.
Was halten Sie von dieser Kunstfusion?
Vielleicht begegnen Sie morgen dem nächsten Mural, das irgendwo zwischen Graffiti und Großmutters Stickerei tanzt. Machen Sie ein Foto – und teilen Sie es! Denn Berlin erfindet Tradition gerade ganz neu. Diskutieren Sie mit: Welche Muster fehlen noch auf den Wänden unserer Stadt?









